Ausflug in das St. Anna Hospiz nach Ellwangen
Am heutigen Mittwoch haben sich 19 interessierte Landfrauen auf einen ganz besonderen Weg gemacht zu einem sehr sensiblen Thema – welches uns aber tatsächlich alle einmal treffen wird – heute ging unser Ausflug in das Hospiz der St. Anna Schwestern nach Ellwangen.
Sich mit dem Tod auseinanderzusetzen…..wer macht das schon gerne. Dem Tod auf einmal so nahe zu sein… in einem Hospiz – wo Menschen zum Sterben hingehen…..das war so die Meinung verschiedener Frauen – und trotzdem war unsere Gruppe an diesem Tag groß – und allen Alters.
Empfangen wurden wir herzlich von Bernhard Amma – dem Leiter des Hospizes. Dies sei er schon 13 Jahre. Bis auf einen kleinen „Ausflug“ dazwischen, so erklärte der gelernte Krankenpfleger. Über 60 Menschen arbeiten in diesem Hospiz – 21 Pflegekräfte, 1 Psychologin, 3 Reinigungskräfte, 3 Ärzte und nahezu 40 Ehrenamtliche, Büro und Verwaltung nicht inbegriffen. Das alleine schon sind beachtliche Zahlen, die viele von uns staunen ließen.
Mittels einer schönen Power-Point Präsentation in der Hospiz-Kapelle haben wir tolle Einblicke erhalten, z. B. Lag der Ursprung 1921 bei den St. Anna Schwestern die dem Fransziskanerinnen Orden angehörten. Der Leitspruch „dem Leben dienen“ gilt bis heute,
Seit Juli 2005 gibt es das Hospiz in Ellwangen, damals noch in den ungenutzten Räumen des Krankenhauses – und seit 10 Jahren im Neubau mit dem Seniorenheim. 2005 war es noch eines von 11 Hospizen in Baden Württemberg, 2020 gab es schon 34 Hospize – allein in Baden Württemberg.
Auch hier wird heute noch nach dem Prinzip und Leitmotto „ dem Leben dienen – das Leben ein Geschenk“ gearbeitet
Ein schöner Satz – sehr nachdrücklich war „Sterben ist Leben – VOR dem Tod“. An vielen Beispielen und Fragen an uns bekam dieser Satz – dieses Motto oder diese Frage eine andere Bedeutung. Sind wir doch ins Hospiz gegangen um etwas übers Sterben und den Tod zu erfahren – und Herr Amma spricht hier so oft vom Leben. Von Wünschen, Vorstellungen und Gedanken. Vom Leben vor dem Tod – aber mit dem Tod im Nacken.
Sterben ist Leben – vor dem Tod, sagt Herr Amma und erzählt „wir betreuen Lebende . Und wir versuchen Wünsche zu erfüllen“. Die tägliche Fragen „Was wünschen Sie sich?“ „Was ist Ihnen wichtig“ oder „Was ist Ihr größtes Leid“ begleiten die Hospiz Besucher ebenso wie eine tolle Gemeinschaft. Ein super Miteinander – solange es geht. Die Uhr im Esszimmer zeigt die Zeit „JETZT“. Die Zeiger…..die Uhrzeit. Die Besucher des Hospizes schätzen sehr das entschleunigte Sein an diesem besonderen Ort. Dies ist für uns Besucher deutlich spürbar.
8 Zimmer gibt es im oberen Stock des Zentrums – dem Hospiz-Stock. 8 Zimmer die alle belegt sind. Die Zimmer haben alle großzügige Fensterfronten, eine Größe von 29 qm und eine Nasszelle. Eine Mini-Wohnung auf Zeit – in der auch die Familie immer willkommen ist. Und wenn da jemand hungrig ist, dann isst er einfach mit – solange jemand bei uns „wohnt“ sind alle willkommen, solange es der Bewohner auch möchte. Manche gehen „für immer“ schon nach wenigen Tagen, manche bleiben 3 Wochen. Manche – kommen hierher und „erholen“ sich, z.B. nach einer Chemotherapie – und kommen dann Monate später wieder hierher – zum Sterben.
Sorgen machen muss man sich über die „Bezahlung“ dieser unglaublich wertvollen Dienstleistung nicht – 95% der Kosten werden von den jeweiligen Krankenkassen übernommen. 5 % tragen die St. Anna Schwestern selber – dies wird durch Spenden finanziert und beläuft sich auf ca. 155.000 € im Jahr. Auch wir konnten mit dem Erlös des letzten Kaffeenachmittags und Spenden der teilnehmenden Frauen einen kleinen Teil zu den 5 % beitragen.
Nachdenklich gestimmt sind wir am frühen Abend wieder nach Hause gefahren – es waren unglaubliche Eindrücke – ganz anders als erwartet, es war interessant – und überhaupt nicht „schlimm“ sondern sehr wertschätzend, offen und lebendig.